Covered Call ETF - Ein Nischenprodukt für mutige Anlegerinnen
- Regula
- 8. Sept. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Hast du schon mal von einem Covered-Call-ETF gehört? Ich habe mich schon länger mit dem Optionshandel beschäftigt, aber dass es nun auch ETFs gibt, die diese Strategie nutzen, war mir neu. Ein kurzer Besuch auf justETF.ch, und ich habe gleich vier solcher ETFs gefunden. Zwei davon sind von der UBS und zwei von Global X.
Diese Covered Call ETFs sind ein absolutes Nischenprodukt. In den USA sind sie schon ziemlich beliebt, aber hierzulande eher weniger bekannt. Aber wie immer: Man sollte verstehen, was man sich ins Portfolio holt. Daher schauen wir uns mal an, worum es da geht.

Was ist ein Covered Call?
Ein Covered Call ist ein Begriff aus dem Optionshandel und beschreibt ein sogenanntes Stillhaltergeschäft. Das bedeutet, ich verkaufe das Recht, meine Aktien zu einem bestimmten Preis zu kaufen, und erhalte dafür eine Prämie (auch "Credit" genannt). Wichtig zu wissen: Beim Optionshandel werden die Aktien meist in Paketen gehandelt – in einem solchen Paket sind 100 Aktien.
Stell dir vor, du hast 100 Aktien von XY, die du zu einem Kurs von 50 CHF gekauft hast (dies wird "Underlying" genannt). Mittlerweile ist der Kurs auf 60 CHF gestiegen und du möchtest die Aktien verkaufen. Eine Möglichkeit wäre, sie ganz normal an der Börse zu verkaufen. Die andere Möglichkeit ist, einen Covered Call zu schreiben. "Covered" bedeutet, dass du die Aktien in deinem Besitz hast, ansonsten wäre es ein nackter Call (und wer will das schon?). Der Call ist also gedeckelt.
Nun überlegst du dir, bei welchem Preis du verkaufen möchtest. Sagen wir, du findest 62 CHF gut. Dann schreibst du einen Call bei 62 CHF (genannt "Strike") mit einem Verfall von z.B. 30 Tagen und bekommst dafür eine Prämie von 20 CHF. Wenn der Kurs von XY zum Verfallsdatum über 62 CHF liegt, werden dir die 100 Aktien zu 62 CHF verkauft. Du hast dann nicht nur den Gewinn von 12 CHF pro Aktie (Differenz zu den 50 CHF), sondern auch noch die 20 CHF Prämie. Das macht total 140 CHF Gewinn (12 CHF x 100 = 120 CHF plus deine Prämie von 20 CHF).
Liegt der Kurs am Verfallstag jedoch bei 61 CHF, bleiben die Aktien in deinem Besitz und du darfst einfach die Prämie von 20 CHF behalten. Danach kannst du wieder einen Covered Call schreiben, vielleicht diesmal mit einem Strike von 63 CHF. Dafür bekommst du wieder eine Prämie und das Spiel geht von vorne los, bis dir die Aktien irgendwann ausgebucht werden.
Aktuell gibt es folgende Covered Call ETFs
Global X Nasdaq 100 Covered Call UCITS ETF D
Global X S&P 500® Covered Call UCITS ETF D
UBS ETF (IE) US Equity Defensive Covered Call SF UCITS ETF (USD) A-acc
UBS ETF (IE) Euro Equity Defensive Covered Call SF UCITS ETF (EUR) A-acc
Der erste ETF hat das grösste Fondsvolumen mit 183 Mio. CHF. Die beiden UBS-ETFs haben jeweils nur 6 Mio. CHF Volumen. Die UBS-ETFs sind thesaurierend, das heisst, sie reinvestieren die Erträge. Die Global X-ETFs sind ausschüttend, das bedeutet, ich bekomme monatlich die Erträge in Form von Dividenden. Alle vier ETFs sind in Irland aufgelegt und haben eine TER (Total Expense Ratio) von 0.26 bis 0.45 %. Die UBS-ETFs sind seit 2020 auf dem Markt, die beiden Global X seit 2022 bzw. 2023. Für weitere Infos könnt ihr auf justETF.ch nachschauen.
Chancen und Risiken von Covered Call ETFs
Der grösste Vorteil eines Covered Call ETFs liegt darin, auch in stagnierenden oder leicht fallenden Märkten Einnahmen zu generieren. Selbst wenn die Aktienkurse seitwärts laufen oder leicht fallen, werden die Prämien aus den verkauften Call-Optionen ausbezahlt.
Der Nachteil ist, dass in stark steigenden Märkten die Covered Call ETFs ihren klassischen Pendants hinterherhinken, da sie nur begrenzte Kursgewinne realisieren können. Der ETF zeigt dann eher eine Seitwärtsbewegung. Ein weiteres Risiko besteht in schnell fallenden Märkten. Zwar verlieren Covered Call ETFs in einem Crash-Szenario weniger als andere ETFs, aber sie haben auch Schwierigkeiten, sich von den Verlusten zu erholen, wenn die Märkte rasch wieder anziehen.
Für wen sind Covered Call ETFs geeignet?
Willst du monatlich im Wert schwankende Dividenden kassieren? Dann könnte ein Covered Call ETF für dich interessant sein. Es handelt sich um ein absolutes Nischenprodukt, das eine Alternative zu klassischen Dividenden-ETFs sein könnte. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass ein solcher ETF im Wert nicht gross steigen wird. Zudem gibt es die ETFs noch nicht lange, sodass der Chart nur bedingt analysiert werden kann. Möchtest du lieber in ETFs investieren, die langfristig im Wert steigen, dann ist das vermutlich nicht der richtige ETF für dich.
Ich bin immer neugierig auf solche Nischenprodukte und habe persönlich einen kleinen Anteil in den Global X Nasdaq 100 Covered Call UCITS ETF D investiert. Mal schauen, was passiert und wie sich der ETF in Bullen- und Bärenmärkten verhält.
Covered Call ETFs sind eine interessante Beimischung für jedes Depot, insbesondere für Anlegerinnen, die auf ein regelmässiges Einkommen angewiesen sind und gleichzeitig die Schwankungen in ihrem Portfolio reduzieren möchten. Sie bieten eine attraktive Alternative zu klassischen Dividenden ETFs, kommen aber auch mit Einschränkungen, die man sich bewusst machen sollte.
Stehst du aber noch ganz am Anfang von deiner Investmentreise? Dann würde ich dir nicht empfehlen mit dem Covered Call ETF zu starten sondern ganz am Anfang. Möchtetst du die Reise in die Welt der Finanzen nicht alleine in Angriff nehmen? Melde dich bei mir für ein kostenloses Kennenlernen.
Kurz gesagt
Covered Call ETFs sind ein interessantes Nischenprodukt. Wenn du das Angebot verstanden hast und du monatliche Dividenden kassieren möchtest, dann go for it. Möchtest du langfristigen Kursgewinn erzielen und ein weniger risikobehaftetes Investment tätigen, dann würde ich nur wenig bis gar nichts in diesen ETF investieren.
ACHTUNG: Dies ist KEINE Anlagenberatung oder Aufforderung zum Kauf!
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